Homöopathie bei Schlafstörungen

Homöopathie ist eine ganzheitliche Behandlungsform. Voraussetzung für eine erfolgreiche homöopathische Behandlung ist es daher zunächst, der Schlafstörung auf den Grund zu gehen.

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Dafür muss ihre Ursache gefunden werden. Ist sie verhaltensbedingt, umweltbedingt oder liegen organische Erkrankungen zugrunde? Die beiden erstgenannten Ursachen können in Eigenregie gesucht werden. Dafür gibt es im Folgenden Tipps. Organische Ursachen müssen mit Hilfe der diagnostischen Möglichkeiten der modernen Schulmedizin abgeklärt werden. Erst daran anschließend können die individuell passenden homöopathischen Arzneimittel gesucht werden.

Was versteht man unter Schlafstörungen?

Gelegentliche Schlaflosigkeit hat jeder zweite Deutsche. Von wirklichen Schlafstörungen ist etwa jeder vierte betroffen. Von einer Schlafstörung spricht man dann, wenn auch der Tag erheblich beeinträchtigt ist, z. B. durch Tagesmüdigkeit oder Konzentrationsmangel oder gar Sekundenschlaf. Hinzu kommen unterschiedliche Arten von Schlafproblemen. Einschlafschwierigkeiten, zu frühes Aufwachen, ohne wieder einschlafen zu können, oder häufige Unterbrechungen der Nachtruhe. Sind beide Probleme, also am Tag und in der Nacht vorhanden, sollte nach spätestens einem Monat ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären und diese zu behandeln. Ändert sich trotz ärztlicher Behandlung innerhalb von drei Monaten nichts an diesen Schlafstörungen, sollte ein spezialisierter Schlafmediziner hinzugezogen werden. Hilfreich ist es, zur Vorbereitung des Arztbesuches ein Schlaftagebuch zu führen, in dem täglich die Einzelheiten des gestörten Schlafs notiert werden, um eine gründliche Ursachenforschung betreiben zu können.

Tipps für die Suche nach der Ursache der Schlafstörung

Die wichtigsten 10 Ursachen für schlechten Schlaf oder auch umgekehrt die entsprechenden schlaffördernden Maßnahmen sind: Regelmäßigkeit im Tagesablauf, insbesondere beim Zeitraum und Zeitumfang der Schlafenszeit. Wichtig ist weiterhin ausreichend Bewegung im Freien und Sport, jedoch nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen. Empfohlen werden täglich mindestens 30 Minuten, bei denen man entweder ins Schwitzen kommt oder außer Atem gerät. Der Mittagsschlaf ist gesundheitsförderlich, sollte aber nicht länger als 20 bis 30 Minuten dauern, sonst kann er die Abfolge der nächtlichen Schlafzyklen stören. Vor dem Schlafen sollte auch rechtzeitig der Übergang zur Ruhe gesucht werden, also aufregende Aktivitäten vermieden werden. Der Blockbuster unmittelbar vor dem Schlafengehen ist also nicht empfehlenswert, wenn man Schlafprobleme hat. Ebenso ist ein zu spätes und schweres Abendessen zu vermeiden. 3 – 4 Stunden vor dem Schlafengehen wären angebracht.

Ferner muss ein geeigneter Schlafplatz zur Verfügung stehen. Das Bett muss ausreichend groß sein, die Matratze die persönlich geeignete Härte haben, das Kissen sollte den Nacken entlasten und eine natürliche Haltung der Wirbelsäule in der individuellen Schlaflage fördern, die Decke sollte aus Naturstoffen sein, die Schweiß aufnehmen und tagsüber wieder abgeben kann, die Raumtemperatur sollte zwischen 16 und 18 Grad liegen, der Raum sollte ruhig und dunkel sein. Die Dunkelheit ist wichtig, weil so das schlaffördernde Melatonin gebildet wird. Schließlich sollte der Raum in einer beruhigenden Farbe, also blau oder grün, gestrichen sein, und vor dem Schlafengehen gut gelüftet werden. Wichtig ist auch die Abgrenzung des Schlafplatzes vom Tagesgeschehen, einschließlich vom Fernsehgerät. Gerade in Ein-Zimmer-Wohnungen sollte darauf geachtet werden, dass man das Bett wirklich nur zum Schlafen benutzt. Auch hier ist die Gewohnheit, die Konditionierung wichtig.

Schließlich wird oft unterschätzt, welche Stoffe aufputschend wirken. Kaffeekonsum kann bis zu 8 Stunden wirken. Gleiches gilt für Alkohol und Nikotin, aber auch für Appetitzügler. Dem Baldrian werden zu Recht schlaffördernde Eigenschaften zugeschrieben, jedoch kann es bei einer Tagesdosis unter 500 mg zu paradoxen Wirkungen kommen, die letztlich aufputschend wirken. Wer viel Kaffee getrunken hat, kann durch den Verzicht auf die bisher gewohnte Menge ebenfalls um den Schlaf gebracht werden, weil ein Entzug stattfindet. Deshalb ist hier das Ausschleichen des Kaffeetrinkens entscheidend.

Besonders wichtig ist es den eigenen Schlaftyp und die individuell erforderliche Schlafdauer zu beachten. Was ein Mensch individuell an Schlaf braucht ist sehr unterschiedlich. Leonardo da Vinci soll z. B. mit eineinhalb Stunden ausgekommen sein, Goethe hat üblicherweise 9 Stunden geschlafen und Einstein sogar 12.

Bei den Schlaftypen wird oft von den Lerchen und Eulen gesprochen. Zu welcher Zeit ein Mensch Ruhe braucht, ist in seiner Chronobiologie in den Genen einprogrammiert. Auch durch viel Gewohnheit lässt sich dieser genetische Code nur geringfügig verändern. Ringelnatz hat z. B. gedichtet "Ich bin so knallvergnügt erwacht... Das Wasser lockt, die Seife lacht." Dagegen hat Kafka geschrieben: "Dieses frühe Aufstehen macht einen ganz blödsinnig."

Natürlich gibt es alle Mischformen zwischen Lerchen und Eulen. Um die individuelle Schlafenszeit herauszufinden ist es sinnvoll, zunächst um ca. 23 Uhr, plus minus eine Stunde schlafen zu gehen. Denn ab 3 Uhr morgens fängt der Körper bereits wieder an hochzufahren, sodass ausreichende Tiefschlafphasen zu dieser Zeit in der Regel nicht mehr möglich sind. Die Schlafforschung hat auch herausgefunden, dass die Schlafzyklen, also die Abwechslung zwischen den REM-Phasen und den wirklichen Tiefschlafphasen, im Durchschnitt ca. 1,5 Stunden dauern. Es ist also sinnvoll, wenn man sein eigenes Schlafbedürfnis erforscht, die maximal mögliche Schlafenszeit mit einem Vielfachen von 1,5 Stunden zu beginnen. Wenn man dann erfrischt aufwacht, bevor der Wecker klingelt, ist es ein gutes Zeichen dafür, dass man genug Schlaf hatte, dann sollte man auch wirklich gleich aufstehen, um sich entsprechend zu konditionieren. Denn Sie wissen ja, Gewohnheit ist die halbe Miete. Ein Start mit 7,5 Stunden Schlafenszeit ist ein guter Mittelwert, um das individuelle Schlafbedürfnis herauszufinden.

Der wichtigste Punkt in dieser Auflistung ist die Ursache, die in der heutigen Zeit die meisten Menschen um den Schlaf bringt: das sind die Sorgen, Nöte und die Anspannung, also letztlich der Tagesstress, den wir mit in die Nacht nehmen. Das Wort Stress kommt aus dem Englischen und bedeutet einengen, einschnüren. In einem solchen Zustand ist es für unser nicht willentliches Nervensystem nicht möglich, auf Regeneration zu schalten. Tagsüber beherrscht überwiegend der Sympathikus unseren Zustand, der zusammenfassend auf Leistungsfähigkeit abzielt. Der Parasympathikus, der dagegen die Erholung, das Immunsystem, die Verdauung voranbringt, kann in einem gestressten Zustand nur unzureichend aktiviert werden. Um trotz Stress, der wohl nicht völlig vermeidbar ist, besser schlafen zu können, müssen wir lernen mit dem Stress umzugehen. Hierfür gibt es eine Reihe von Techniken. Die einfachste ist die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Dabei geht es darum, zunächst jeweils fünf Sekunden die Muskeln stark anzuspannen, plötzlich loszulassen und 15 Sekunden auszuruhen und die Entspannung zu spüren. Zuerst macht man dies mit allen Muskeln im Körper, von den Füßen bis zum Scheitel, in den nächsten Schritten geht man die einzelnen Muskeln von den Händen über die Arme, die Schultern den Rücken, das Gesäß die Oberschenkel, die Unterschenkel bis zu den Füßen durch, spannt 5 Sekunden an und spürt wieder 15 Sekunden der plötzlichen Entspannung nach. Dies gibt ein Feedback auf das Nervensystem, das die Entspannung unterstützt.

Eine weitergehende Technik ist das Autogene Training nach Johannes Schultz, bei dem man sich in ruhiger Rückenlage, beginnend bei den Armen und weiter durch alle Körperteile, jeweils Schwere, Wärme und letztlich Ruhe vorstellt. Hierbei ist eine gewisse Übung notwendig, die man z. B. in einem VHS Kurs erlernen kann. Je öfter man die Methode praktiziert, desto schneller gelingt es in eine tiefe Entspannung zu gelangen, mit der man auch gut einschlafen kann. Noch weitergehende Techniken, die zusätzlich mit Bewegung verbunden sind, sind z. B. Yoga, Tai Chi und Chi Gong. Letztlich wird allen Menschen zur Gesundheitsförderung empfohlen, täglich zu meditieren. Dies ermöglicht es, noch mehr Abstand zum täglichen Stress zu bekommen und zu mehr innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden.     

Schlafstörungen durch organische Krankheiten

Neben diesen 10 Schlafkillern oder auch Schlafförderern gibt es Schlafstörungen, die durch organische Krankheiten verursacht werden. Hier spricht man von sekundärer Schlaflosigkeit. Genau wie in der Schulmedizin kann man auch in der Homöopathie hier nicht die Schlaflosigkeit unmittelbar behandeln, sondern muss die organische Grunderkrankung angehen. Dazu gehören z. B. Schilddrüsenerkrankungen, also Über-und Unterfunktion, Bluthochdruck oder zu niedriger Blutdruck, Herzschwäche, Durchblutungsstörungen, Restless-Legs-Syndrom, Asthma, Apnoe, Rheuma, Neuralgien, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Wechseljahresbeschwerden, Prostataerkrankungen, Vitamin- und Mineralstoffmangel, und insbesondere in zunehmender Weise Depressionen, Angststörungen und Psychosen. Bei den letztgenannten Erkrankungen sind Schlafstörungen sogar die Frühwarnzeichen.  

Homöopathische Behandlung von Schlafstörungen

Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, war ein Kind der Aufklärung und misstraute den überkommenen schulmedizinischen Lehren. Denn die Schulmedizin der damaligen Zeit verstand weder den menschlichen Körper, noch die Krankheiten und am allerwenigsten die seiner Zeit üblichen teilweise sehr giftigen Arzneien. Deshalb begann er eine systematische Arzneiforschung, wobei er, im Gegensatz zur Schulmedizin die zu prüfenden Arzneimittel gesunden Menschen gab und die dadurch entstehenden Symptome auflistete. Er postulierte, dass Arzneien, die beim Gesunden bestimmte Symptome hervorlocken können, diese beim Kranken auch heilen können. Daher kommt auch der Name Homöopathie, von den griechischen Wörtern homoion pathos für ähnliches Leiden.

Sein zweiter Grundsatz bei der Begründung einer neuen Medizin war, dass dem Kranken im Gegensatz zur damaligen Schulmedizin durch die Arzneimittel nicht geschadet werden sollte. Daher begann er zunächst die durch seine Arzneiforschung gefundenen Arzneimittel in immer niedrigeren Dosen einzusetzen. Ab einem bestimmten Punkt musste er allerdings feststellen, dass die Wirkung der Arzneimittel verloren ging. Deshalb begann er, die Arzneimittel schrittweise zu verdünnen und jeweils kräftig zu verschütteln, er nannte dies Potenzieren. Es ging ihm darum, den Arzneireiz so schwach zu machen, dass nur noch ein energetischer Impuls die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt und letztlich das Immunsystem selbst die Krankheit behebt.

Der Schulmedizin ist dieses Vorgehen suspekt, weil naturwissenschaftlich kein Wirkmechanismus festgestellt werden kann, warum Homöopathie überhaupt etwas bewirken soll. Denn es ist kein (giftiger) Wirkstoff mehr in den potenzierten homöopathischen Arzneimitteln enthalten. Wissenschaftliche Studien zu homöopathischen Arzneimitteln belegen aber, dass diese besser wirken als Placebo. Vergleiche dazu die Veröffentlichung von Linde et al., Lancet 1997, zum Thema: “Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled trials.“, bei der 89 Studien in einer Metastudie zusammengefasst wurden, die einen deutlich besseren Effekt als Placebo bestätigten. Homöopathie funktioniert in der Praxis, nicht aber in der Theorie.

Wenn wir also einen Menschen mit Schlaflosigkeit homöopathisch behandeln, dann geben wir ihm Arzneimittel, die beim Gesunden Schlaflosigkeit hervorrufen. Es liegt auf der Hand, dass die Arzneien zuerst eine Erstverschlimmerung hervorrufen können, weil sie beim gesunden Menschen Schlafprobleme hervorgebracht haben. Schauen wir uns die Wirkung des Kaffees am Morgen an. Er vertreibt die Müdigkeit, regt die Verdauung und den Kreislauf an, löst die Zunge, und kann, wenn man zu viel davon erwischt, Herzklopfen und Gedankenfluss auslösen. Wenn Sie aber nachts im Bett liegen, ohne einschlafen zu können, und genau diese Symptome haben, sollten Sie an Kaffee als Arznei gegen Ihre Schlaflosigkeit denken. Da Coffea relativ ungiftig ist, muss er nicht unbedingt in potenzierter Form genommen werden. Vielmehr genügt es bei Vorliegen der genannten Symptome, wenn Sie nachts einen winzigen Schluck Kaffee (wir wollen keine stoffliche Wirkung wie am Morgen!) zu sich nehmen, um den Gedankenfluss und das Herzklopfen sowie die Schlaflosigkeit abzustellen. Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck wirkt dies besonders gut.

Selbsthilfe bei Schlafproblemen mit Homöopathie

Um Homöopathie bei Schlafproblemen erfolgreich selbst anwenden zu können, muss man eine gute Übereinstimmung zwischen den eigenen Symptomen und den Symptomen aus der homöopathischen Arzneimittelforschung am Gesunden finden. Dazu ist gute homöopathische Literatur, z. B. das Symptomverzeichnis und die Materia Medica von Phatak sinnvoll. Man sollte eine Übereinstimmung zumindest bei den drei wichtigsten Symptomen erzielen, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% eine Besserung durch das gewählte homöopathische Arzneimittel erreichen zu können.

Autor: Julius Forster, Heilpraktiker, klassischer und genuiner Homöopath
Thema: Homöopathie bei Schlafstörungen
Webseite: http://www.julfo.de

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