Vom Nutzen unserer Träume
Die frühesten Traumschriften die uns erhalten sind, sind auf Steintafeln in Ägypten und Assyrien um 4.000 vor Chr. graviert. In der Antike Griechenlands kannte man nur eine einzige Heilmethode : die Traumerfahrung und Deutung. Hier war es der Heil Gott Asklepios der die heilsamen Träume brachte wenn es um akute oder chronische Leiden ging. Man lehrte Träume zu „bestellen“ um Informationen zur Genesung aus dem Unbewussten zu ziehen. Dazu wurde der Patient auf die „Kline“ gelegt- das alte Wort für Bahre/Liege- und anschließend in den Heiltempel gebracht um ihn rituell in einen Heilschlaf zu versetzen. Aus dem Wort „Kline“ entwickelte sich unser Wort Klinik.
Von den Eingeborenen Amerikas ( die Indianerstämme) und Australiens (Aborigines) wissen wir dass diese Völker die Traumdeutung als hohe heilsame Maßnahme und zur Vorhersehung von Ereignissen einsetzten.
Die Befragung des Unbewussten ist Ihnen ein wichtiger Ratgeber gewesen und hatte neben der Verstandesmäßigen Erfassung und Lösung einer Konfliktsituation einen hohen Stellenwert.
Nachdem die Kirche im Mittelalter um das frühe 8. Jahrhundert den Traum kategorisch als Stimme des Teufels verdammt hat haben die Romantiker den Traum, Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19.Jahrhundert hinein den Traum wieder entdeckt, als Sehnsuchtsbild und als Weg der Verbindung mit den höheren Kräften der Natur. Sie beschrieben den Traum auch als Fenster zum Unbewussten und zu den Gefühlswelten.
Als Modernisierer der Traumdeutung gelten die Tiefenpsychologen Sigmund Freud ( 1856-1939) und Carl Gustav Jung ( 1875-1961). Deren Techniken zur Traumdeutung sind den alten und bewährten sehr angenähert und insgesamt hat sich bis heute an der Methode nicht viel verändert.
Leider hat das Unbewusste, der Zugang zu unserer Intuition (noch) nicht zu seiner ursprünglichen Bedeutung und Wertigkeit zurück gefunden, in einer Zeit in der die Betonung technischer Errungenschaften und wissenschaftlich exakt reproduzierbare Ergebnisse unser Denken dominiert.
Wenn die Kinder lang zurück liegender (Hoch-) Kulturen den Stellenwert der Traumdeutung erfuhren und diese von Ihren Eltern und Lehrern lernten drängen sich heute in unseren Schulen die Verstandesbetonten Fächer in den Vordergrund und musisch-kreativer Unterricht bleibt dahinter zurück.
Da mich das Betrachten von Träumen immer wieder sehr bereichert und in meiner Persönlichkeit gefördert hat möchte ich deren Wertigkeit als geschätzte (kostenlose) Ratgeber durch meine Arbeit hervorheben. Das tue ich in meiner Praxis in Vorträgen und Workshops in denen ich die Schlüssel zur Traumerinnerung und Traumdeutung gerne weitergeben möchte, in Theorie und Übung.
Das Bauchgefühl
Jeder von uns kennt Entscheidungssituationen in der wir in einer lähmenden Unentschlossenheit verweilen, in der wir uns fragen welche Entscheidung die richtige ist, welche Entscheidung kein Gefühl der Reue hinterlässt.
Kennen Sie auch diese kleine Stimme, oft kaum wahrnehmbar aber doch vorhanden, die uns Rat geben möchte ?
Wie oft überhören wir dies und lassen unseren Intellekt mit seinen Argumenten siegen. Um hinterher, nach getroffener Entscheidung zu merken dass wir doch besser auf unseren „Bauch“, auf unser Gefühl hätten hören sollen.
Die rechte und die linke Gehirnhälfte
Dieses Gefühl, diese kleine leise Stimme kommt aus unserem Unbewussten, ebenso wie der Traum mit der Vielfalt seiner bewegten Bilder. Dieses Erleben ermöglicht die rechte Hemisphäre unseres Gehirns. Diese ist aktiviert wenn wir musizieren, singen, malen, intuitiv tanzen, einer kreativen Tätigkeit nachgehen, Fantasie Geschichten erfinden oder auch lesen, weil unsere bildhafte Vorstellungskraft belebt wird.
Nachts im Traum ist die rechte Hemisphäre, der Traum aktiv, der Verstand in seiner Eigenschaft zu analysieren, zu strukturieren hat seinen Sitz bekanntlich in der linken Hemisphäre und ist im Schlaf weitgehend in Ruhestellung, wenn auch nicht ganz wie wir später noch verstehen werden.
Beide Gehirnhälften gehören zu uns, ebenso wie die beiden Erfahrungsqualitäten die sie uns ermöglichen : das Erleben des Unbewussten, der Intuition und die Nutzung des Intellekts, des Verstandes.
Weibliche bildhafte Sprache – Vermittler zwischen der Intuition und dem Verstand
Was ist ein Traum und wie kann uns die Betrachtung eines Traumes nutzen?
Der Traum spricht zu uns in einer weiblichen Sprache , mit bewegten Film Bildern die uns in die unterschiedlichsten Gefühlsstimmungen versetzen.
Freud und Jung haben das Unbewusste erforscht und erkannt dass dies ein Speicher all unserer Wünsche, Sehnsüchte, Triebe und Ängste ist.
Der Traum ist der Vermittler der aus unserem unbewussten Speicher Inhalte schöpft mit dem Ziel dass sie uns bewusst gemacht werden wollen.
Abgelehnte Anteile – Verhaltensfehler – Projektionen
Das sind Charakter Anteile in uns oder Fehler die wir begangen haben die wir ablehnen, verdrängen weil sie zu unbequem, zu ängstigend und zu schmerzhaft sein könnten diese wahr zu nehmen und zu erkennen. Und weil sie auch nicht in unser geschöntes Selbstbild passen das wir uns zugelegt haben um uns vor Schmerz zu schützen.
In der Konsequenz begehen wir dieselben Verhaltensfehler und projizieren unsere Schwächen auf andere Menschen obwohl wir genau so aggressiv, eifersüchtig, habgierig und drgl. mehr sind wie die anderen auf die wir losschimpfen.
Der Traum bietet uns an die Scheuklappen abzusetzen und mit einer Weitwinkellinse mehr Wahrheiten und Erkenntnisse über uns selbst zu gewinnen die wir bisher erfolgreich verdrängt aber auch vernachlässigt haben.
Der Spiegel mit Lösungsangeboten
Dabei ist der Traum sehr ehrlich – er lässt keine Fehler zu. Indem er uns einen Spiegel vorhält möchte er dass wir an Selbsterkenntnis reifen, dass wir uns die verdrängten Charakter Anteile bewusst machen. Er bietet uns die Sicht auf die Notwendigkeit zur Verhaltensänderung und zeigt uns oft ganz elegante Lösungen an die wir „nur im Traum gewagt haben zu denken“.
Verknüpfung von Erlebnissen mit eigener Problematik
Das macht der Traum dadurch dass erlebte Ereignisse und durchlebte Gefühle der Vergangenheit mit der aktuellen persönlichen Situation so verknüpft werden dass das personenbezogene Konflikt Thema in einer eigenen Filmgeschichte erscheint. Wenn Sie nachts Ihr Heimkino besuchen wundern Sie sich sicher schon öfters warum eine Begegnung, eine erlebte Begebenheit in einem ganz anderen Zusammenhang erscheint.
Hier ein erklärendes Beispiel:
Am Tag sticht Ihnen beiläufig ein rotes handy ins Auge. Sie erleben wie jemand mit diesem handy telefoniert. Im Traum halten Sie selber dieses handy an ihr eigenes Ohr, sie wollen jemanden erreichen, erhalten aber keinen Kontakt. Das andere Ende bleibt stumm. Das Gefühl der Enttäuschung oder der Einsamkeit macht sich in Ihnen breit. Die Farbe „rot“ ist eine Signalfarbe, entspricht auch der Farbe des Blutes, der Liebe, der Leidenschaft. Es geht um den Wunsch eine Kommunikation lebendig halten zu wollen. Da aber kein Kontakt zustande kommt möchte der Traum Sie dazu anregen Ihre Kontaktfähigkeit zu überprüfen. Wird von anderen gehört was und wie Sie etwas sagen, kommt es bei den (dem) anderen an? Warum reagiert das Gegenüber nicht?
Verbindung von Symbolen mit im Traum erlebten Gefühlen
Bei der Betrachtung der Traumerlebnisse wird bei der Deutung sehr viel Wert auf die Gefühle gelegt die mit den einzelnen Symbolen verbunden werden um den Kern der Traumaussage zu erkennen. Unser Traum kann Symbole aus ganz praktischen Gegenständen unseres täglichen Lebens aufgreifen oder auch archetypische Symbole wählen wie Figuren aus Märchen, Legenden, Tiere ob realistisch oder aus der Fabel und aus mystischer oder christlicher Symbolik, je nachdem mit welchen kulturellen Werten wir im Leben aufgewachsen sind. Als Symbole gelten ebenfalls Farben, das Geschlecht, die Himmelsrichtungen, Wetterverhältnisse und Helligkeit und Dunkelheit. Dabei ist die Bedeutung die der einzelne Mensch einem bestimmten Symbol ursprünglich beimisst mit den damit verknüpften Gefühlen ausschlaggebend für die Kernaussage des Traumes.
Ein Auto kann je nach Erlebnis und Wahrnehmung als Symbol für Beweglichkeit und Selbständigkeit stehen (vor allem wenn der Träumende selber am Steuer sitzt), oder es bedeutet Gefahr (weil dem ein kürzlich erlebter Verkehrsunfall anhaftet) oder ein Statussymbol (weil man Anerkennung sucht). Hinzu kommt die Situation in der sich das Auto und / oder der Mensch sich darin befindet und die Gefühle die dabei ausgelöst werden. Jemand der mit einem Auto Beweglichkeit verbindet und dieses aber im Traum nicht starten kann und sich dadurch gelähmt fühlt wird angehalten über seine Beweglichkeit, evtl. Flexibilität nach zu denken und hier aktiver zu werden. Ein anderer der sich im Traum in einem schnell fahrenden Auto befindet, keine Kontrolle mehr über das Auto oder die Geschwindigkeit hat und dadurch in Panik gerät wird aufgerufen die nächsten Schritte langsamer und bedachter zu planen, die Kontrolle zu wahren.
Auch wenn ein Traum zu keiner bewussten Erkenntnis führt sollten die Gefühle aufgenommen, angeschaut und innerlich bewegt werden. Die Erkenntnisse wachsen im Laufe der Zeit weil die Träume dieselben Themen in verschiedenen Traumbildern wiederholen bis die Erkenntnis in der bewussten Wahrnehmung angekommen ist. Träume zu betrachten hat die Wirkung dass wir uns Schritt für Schritt verändern in dem Maße wie wir Bewusstsein erlangen über uns selbst.
Die Rolle des Intellekts im Traum
Wenn auch der Intellekt weitgehend beruhigt ist kommt ihm im Traum doch eine Rolle zu : er ordnet Bilder und Symbole, erkennt Strukturen (Folge der Filmszenen, Richtungen, oben und unten, fern oder nah) und ist dafür verantwortlich dass wir Sprache die wir im Traum hören erinnern können. Die Vermählung des Unbewussten mit dem Intellekt kann im Traum sehr deutliche Aussagen hervorbringen die keiner Deutung mehr bedürfen wie etwa die Nennung eines Heilmittels, einer Heilmethode oder konkrete empfohlene Anweisung etwas Bestimmtes umzusetzen.
Traumdeutung ist ein ganzheitliches Bemühen bei dem Gefühl und Verstand angesprochen werden. Einen Traum zu begreifen heißt ihn gefühlsmäßig und intellektuell zu verarbeiten. Es geht darum sich von seinen Gefühlen berühren zu lassen und sich zugleich zu erklären was er bedeuten kann.
Der Traum kann positive Aspekte in uns hervorheben
Wenn wir unsere lobenswerten Qualitäten „unter den Teppich kehren“, uns keine Herausforderung zutrauen aber durchaus in der Lage wären diese zu meistern dann kann der Traum uns auch diese verdrängten positiven Eigenschaften zutage fördern. Im Traum stehen wir zum Beispiel entgegen aller Befürchtungen auf dem Siegertreppchen, werden bejubelt und erleben Glücksgefühle . Oder der Traum zeigt uns einen schwierigen Bergaufstieg den wir leichtfüßig schaffen.
Träume fördern Intelligenz und Begabungen
Die Beschäftigung mit Träumen steigert unsere Intelligenz. Intelligenz heißt auf verschiedenen Ebenen wahrnehmen, Zusammenhänge erkennen, offen sein für Impulse die zu einer Änderung anregen.
Ebenso können wir eine Ausreifung unserer noch verborgenen aber angelegten Talente erleben denn auch diese positiven Eigenschaften liegen häufig noch fernab unserer bewussten Erkenntnis über uns selbst.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht Humor und Wortwitz zu entwickeln und habe die Begabung zum Dichten ausprägen können.
Was passiert physiologisch im Traum?
Physiologisch befinden wir uns in Traumphasen in einer REM-Phase (rapid eye movement); die messbare Gehirnaktivität entspricht eines Alphazustandes. In dieser Zeit träumen wir und können Träume erinnern (sollten wir gerade dann wach werden). Wir haben den Tiefschlaf verlassen und befinden uns dem Wachbewusstsein angenähert. Diese REM-Phasen durchlaufen wir jede Nacht 5-6 mal, ca. alle 90 Minuten. Die ersten Träume dauern ca. 5 Minuten und verlängern sich von einer Traumphase zur nächsten. Die letzte kann bis zu 40 Minuten dauern. Die Erinnerung an den letzten Traum gelingt meistens am leichtesten. Wir brauchen nicht befürchten dass wir den Inhalt eines Traumes verpassen wenn wir uns nicht an alle Träume der Nacht erinnern. Der letzte Traum gegen morgen bringt eine Zusammenschau aller Träume der Nacht.
Dass wir träumen hält uns gesund, an Körper (Nervensystem) und Seele, weil wir den Druck von Erlebnissen und Gefühlen wie Aggressionen und Ängste und angesammelten Stress ablassen können. Experimentelle Versuche haben gezeigt dass wir in Abwesenheit von Träumen (Schlafentzug) krank werden und in Psychosen abgleiten würden. Diese physiologische Entlastung findet natürlich auch dann statt wenn wir Träume nicht erinnern können.
Traumerinnerung
Es gibt mehrere Techniken Träume besser zu erinnern. Das was alle als Grundvoraussetzung gemeinsam haben ist eine konkrete innere Haltung des Träumenden zu seiner Traumaktivität. Das ist die Wertschätzung des persönlichen Traumes als hilfreicher Informant von Inhalten aus dem Unterbewusstsein die dem Träumenden helfen mehr Kenntnisse über sich zu erlangen und in seiner Persönlichkeit zu wachsen.
Einer der effektivsten Techniken zur Traumerinnerung ist das Aufschreiben der Träume in ein Traum Tagebuch. Die bewusste Hinwendung zu den eigenen Träumen signalisiert dem Unterbewusstsein dass man bereit ist mehr Hinweise empfangen zu wollen.
Autor: Solange Eigl, Heilpraktikerin
Thema: Die Geschichte der Traumdeutung
Webseite: https://naturheilpraxis-eigl.de