Ich unterrichte auch Deutsch als Fremdsprache, was immer wieder zu interessanten Begegnungen mit meist Erwachsenen führt.
Aktuell arbeite ich mit zwei Ingenieuren und zwei Auszubildenden einer Elektrofirma zusammen, die ihre Sprache für den Job verbessern wollen. Mit ihnen habe ich in letzter Zeit häufig Gespräche darüber geführt, wie schwierig es ist, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen.
Wenn ich die Generation meines Vaters betrachte, dann sehe ich, dass Arbeiten das wichtigste war, viele haben sich so kaputt gepuckelt, Hauptsache, sie konnten die Familie versorgen. Das Kind von der Kita abholen? Einfach unmöglich. Dann kam die Generation, in der auch die Frauen emanzipierter wurden, selbst arbeiten gingen und so nicht nur die Hausarbeit, sondern auch die Kindererziehung durchaus mit dem Mann geteilt wurden. Und sind wir ehrlich, der Großteil hängt bei den meisten Familien immer noch an der Frau.
Die Generation Z, die 2000 Geborenen, haben heute ganz andere Bedürfnisse. Ein eigenes Haus werde ich mir sowieso nie leisten können, was soll ich ein Auto vor der Tür stehen haben, was sowieso nur dem Klima schadet? Also reicht es doch auch, vier Tage in der Woche zu arbeiten, am liebsten im Homeoffice. Leider ermöglicht das eben nicht jeder Job, jeden Freitag eine andere Kindergärtnerin, jede zweite Woche ein anderer Psychologe oder Physiotherapeut mit anderem Ansatz wollen die meisten Kunden nicht, die Generation Z sicher auch nicht...
Es erscheint mir so erstrebenswert, Erfahrungen höher zu bemessen als Geld, doch leider komme ich noch aus einer anderen Generation. Für mich sind ein erfolgreicher Job und ausreichend Geld wichtiger, als so manch anderes. Und auch wenn ich mir immer häufiger sage, Freizeit und schöne Erlebnisse müssen ein wichtigerer Teil meines Lebens werden, so ist für mich das Arbeiten mindestens fünf Tage die Woche völlig normal.
Doch so denkt eben längst nicht mehr jeder...
Welche Auswirkungen hat das aber für unsere Zukunft? Müssen immer mehr kleine Handwerksbetriebe mangels Nachwuchses schließen, muss ich auf den Maler für mein Wohnzimmer vielleicht zwei Jahre warten oder eben das Dreifache bezahlen? Welche Auswirkungen wird das für unsere Wirtschaft haben? Ich bin total hin und hergerissen, auf der einen Seite sehe ich das Individuum, das seinem Selbst einfach mehr Wert zuschreiben möchte und auf der anderen Seite die Unternehmen und die Wirtschaft, die das sicherlich nicht lange tragen können.
Wie immer ist die Lösung vermutlich die Mischung aus beidem, Feierabend heißt Feierabend, die Freizeit muss sinnvoller genossen und vielleicht auch ausgeweitet werden, aber ein Leben ohne Arbeit ist vermutlich auch nicht möglich. So hoffe ich doch stark, dass ich niemals hören muss, mein Rohrbruch könne eben erst am Montag behoben und mein gebrochener Arm erst nächste Woche behandelt werden, es sei denn natürlich, ich zahle mehr Geld.
Was wollen wir schließlich an unseren freien Tagen machen, wenn wir weder Geld haben noch Freunde, die gerade Zeit haben?
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Die Zukunft der Arbeit?
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de